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Vom Täter zum Heiler

Eine wachsende Anzahl von Beweisen deutet darauf hin, dass die Menschen die bestimmende Kraft sind, um jene generativen Systeme zu gestalten, die die Erde als lebendiges Wesen erhalten. Daher nennt man manchmal unsere geologische Epoche auch das Anthropozän – das Zeitalter des Menschen.
Umweltschützer betonen immer wieder die Notwendigkeit, dass wir lernen müssen, innerhalb der Grenzen und Möglichkeiten von der Erde zu leben, um unseren Verbrauch abzudecken. Diskussionen darüber geschehen jedoch meistens in einem mechanistischen Kontext, so als ob die Erde einer Maschine gleicht, die immer auf dieselbe Menge Wasser und Nahrung erzeugt und über ein stabiles Klima verfügt.

Phaenomen Korten

Die Erde ist aber keine Maschine. Sie ist ein lebendiger Organismus. Ihr Reichtum und ihre Fähigkeit, menschliches Leben zu unterstützen, hängt von der Gesundheit ihrer komplexen und voneinander abhängigen lebenden Systeme ab. Je mehr wir sie missbrauchen, je schlechter ihre Gesundheit, umso ärmer werden ihr Boden, ihre Flüsse, ihre Wiesen und Wälder. Ihre Quellen und Flüsse vertrocknen. Ihre Wüsten dehnen sich aus. Ihr Drangsal drückt sich in zunehmend zerstörerischen Wettermustern aus. Die Temperaturen steigen. Die Eiskappen schmelzen. Die Ozeane werden sauer. Wind und Brandung werden gefährlicher. Feuchte Gebiete werden noch feuchter, trockene Gebiete noch trockener. Berghänge erodieren. Waldbrände geraten außer Kontrolle. Küstengebiete werden überflutet. Die Fähigkeit der Erde, Leben zu begünstigen – einschließlich des menschlichen Lebens – vermindert sich.

Es reicht nicht, unser Verhalten auf eine Weise umzustellen, dass wir die Bürde, die wir der Erde auferlegen, minimieren. Wir müssen lernen, mit allen Mitgliedern der Gemeinschaft des Lebens zusammenzuarbeiten, um ihre volle Gesundheit wieder herzustellen. Wir müssen unseren Weg zu dem finden, was Thomas Berry, der Kosmologe Brian Swimme und die spirituelle Ökologin Mary Evelyn Tucker das Zeitalter des Ökozän nannten.

Das ökozoische Zeitalter

Berry beschrieb den Umriss und die Implikationen eines ökozoischen Zeitalters erstmals im Oktober 1991 in einer Vorlesung, die von der E. F. Schumacher Society gefördert wurde. Ich möchte nun die fünf besonderen Aspekte dieser Vorlesung erwähnen, die notwendig dafür sind, eine lebendige Ökonomie zu entwickeln.
Das Universum ist eine Gemeinschaft von Subjekten, nicht eine Sammlung von Objekten. Jedes Wesen verfügt über seine eigene innere Form, seine eigene Spontaneität, seine eigene Stimme, die Fähigkeit, sich selbst auszudrücken und sich der anderen Komponenten des Universums in einer intersubjektiven Beziehung gewahr zu sein.

  • Die Erde kann nur als integrales Ganzes überleben. Sie kann nicht überleben, wenn bestimmte Fragmente ausgegrenzt werden, genauso wenig wie ein Organismus überleben kann, wenn bestimmte Teile ausgegrenzt werden.
  • Die Erde ist eine einmalige Gabe; wir müssen annehmen, dass man die Erde unabänderlich schädigen kann, was die grundsätzlichen Muster ihrer Abläufe und sogar ihre weitere Entwicklung angeht.
  • Als Erstes kommt die Erde; die Menschen leiten sich von ihr ab. Die Erde kann weiter bestehen ohne den Menschen. Doch es ist undenkbar, dass die Menschheit und ihre Wirtschaft ohne die Erde fortbestehen können. Die Absurdität liegt darin, zu versuchen, das Bruttosozialprodukt zu steigern im Angesicht dessen, dass sich die Möglichkeiten der Erde verringern.
  • Uns sollte durch die Erkenntnisse der Medizin bekannt sein, dass gesunde Menschen nicht auf einem kranken Planeten leben können. Ebenso in der Rechtsprechung; diese ausschließlich auf den Rechten der Menschen und ihrer unbegrenzten Freiheit zu begründen, die natürliche Welt auszubeuten, bedeutet, die natürliche Umwelt eben den schlimmsten räuberischen Instinkten der Menschen auszusetzen. Die Rechte der gesamten Gemeinschaft der Erde müssen aber als erstes sichergestellt werden. Dann können die Rechte und Freiheiten des Menschen ihren angemessenen Ausdruck finden.
  • Es gibt keine menschliche Gemeinschaft, die in irgendeiner Weise von der Gemeinschaft der Erde getrennt gedacht werden kann.

Diese an sich selbstverständlichen Wahrheiten ernst zu nehmen, verändert alles.

 

Über den Autor

Dr. David. C. Korten arbeitete mehr als dreißig Jahre in führenden Geschäfts-, Wissenschafts-, und Entwicklungsinstituten, bevor er sich vom Establishment abwendete, um ein führender Kritiker dessen zu werden, was er die Geld-Wirtschaft nennt und damit zu einem Fürsprecher einer lebendigen Wirtschaft wurde, die auf den Prinzipien von lebenden Systemen basiert.

Er ist Mitbegründer des YES! Magazins und Vorsitzender der New Economy Working Group, Präsident des Living Economie Forums, Fellow des Institutes for Policy Studies, Mitglied des Club of Rome, Gründungsmitglied des Business Alliance for Local Living Economies und ein Gründungsmitglied des International Forums on Globalization. Er ist graduierter Betriebswirt und Doktorand der Stanfort University Graduate School of Business und diente im Lehrkörper der Harvard Business School.

Ausgebildet in Psychologie, Organisationstheorie und Wirtschaft, bestand seine frühe Karriere darin, Wirtschaftslehre in Ländern mit geringem Einkommen zu lehren. Mit seiner Frau, Fran Korten, gründete er das College of Business Administration in the Haile Selassie I Universität in Äthiopien, während er seine Doktorarbeit in der Stanfort Business School fertigstellte. Er war in Vietnam ein Captain der US Air Force, arbeitete sowohl bei der Special Air Wairfare School, der Air Force Headquarters Command, der Office of the Secretary of Defense und der Advanced Research Projekts Agency.
Er diente als Berater des Harvard Business School am Central American Management Institute in Nicaragua und leitete ein Projekt am Harvard Institute for International Development, um die Organisation und das Management von nationaler Familienplanung zu stärken, einem Programm, was von der Ford-Foundation unterstützt wurde.

In den späten 70ern verließ Korten die US-Akademia und reiste nach Südost-Asien, wo er für nahezu fünfzehn Jahre lebte und als Projekt-Spezialist der Ford-Foundation und später als Asiens Regionalberater für Entwicklungsmanagement für die US-Agentur der International Development arbeitete.

1988 ließ er das Establishment hinter sich, um mit führenden asiatischen Nichtregierungsorganisationen zu arbeiten, um die Ursachen für Entwicklungsfehler in der Region herauszufinden, die Fähigkeit von zivilen Organisationen auszubauen, damit die Katalysatoren für einen positiven nationalen und globalen Wandel fungieren konnten. Er und seine Kollegen erkannten, dass die Wurzel dieser Entwicklungsstörungen auf ökonomischen Modellen und politischen Strategien basiert, die von den Vereinigten Staaten gefördert werden, um die Konsolidierung der globalen Unternehmensherrschaft voranzutreiben.

1992 kehrten er und Fran in die Vereinigten Staaten zurück, um die Lehren ihrer Erfahrungen zu teilen. Sie bezogen eine Wohnung in der Nähe Union Square zwischen Madison Avenue und Wall Street, wo er When Corporations Rule the World schrieb. Es kam 1995 heraus und wurde ein internationaler Bestseller. 1994 nahm er an der Gründung der International Forums on Globalization teil, und 1995-1996 an der Gründung des YES! Magazins.

Im Jahr 1998 zogen er und Fran nach Bainbridge Island, wo Fran Geschäftsführerin des YES! Magazines wurde und David The Post-Corporate World: Life after Capitalism, The Great Turning: From Empire to Earth Community und Agenda for a New Economy: From Phantom Wealth to Real Wealth schrieb. 2001 war er daran beteiligt, die Business Alliance for Local Living Economies zu gründen, und im Jahr 2008 die New Economy Working Group.

www.davidkorten.com

  

  

David C. Korten
Change the Story, Change the Future: Weltsichten und ökonomischer Wandel
Format: 12 x 19 cm
ca. 200 Seiten
ISBN: 9788494314742
Preis: 19,90 €

  

 

 

 

 

Klappentext

Als entscheidungsfähige Wesen leben wir gemeinsam durch unsere Geschichten. Sie sind die Brille, durch die wir die Wirklichkeit betrachten. Sie formen sowohl, was wir als Gesellschaft wertschätzen als auch die Institutionen, durch die wir die Machtverhältnisse strukturieren. Doch wenn wir eine schlechte Geschichte erzählen, dann steht uns eine schlechte Zukunft bevor.

Eine authentische Geschichte des heiligen Lebens und der lebendigen Erde zeichnet sich ab. Ihre Wurzeln liegen in der uralten menschlichen Weisheit. Wenn wir dies anerkennen, verändert sich alles.

www.phaenomen-verlag.de

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