Die Protagonisten:
Advai (A, un-bewegt)
Evol (E, un-ruhig)
Nondu (N, un-beschreiblich)
E: Hallo, Advai, wie geht’s?
A: Unverändert – alles ist gut, so wie es ist. Und bei dir?
E: Aufregend! Immer neue Erfahrungen und Entwicklungen, alles drängt voran, meine Praxis vertieft sich ständig... wie auf einer Achterbahn.
A: Welche Praxis – und wozu?
E: Meine Entwicklung auf allen Ebenen, in allen Bereichen. Je besser ich mich entwickle, je mehr ich kann und weiß und bin, desto mehr kann ich für andere und die Welt tun!
A: Wozu willst Du das Vollkommene verbessern? Meinst du, dass das geht?
E: Ob das geht? Oh ja! Schau dich doch mal in der Welt um. Glaubst du wirklich, dass
dies bereits die beste aller Welten ist – das Paradies, der Himmel auf Erden?
A: Das glaube ich nicht – das weiß ich!
E: WAS? Terror, Krieg, Hunger, soziales Elend, Umweltzerstörung – und du findest das OK?
A: Die Vollkommenheit eines jeden Augenblicks ist unerschütterlich.
E: Jetzt bin ich aber schwer erschüttert – trotz dieser angeblichen Vollkommenheit. Dann sind also alle die Anstrengungen umsonst – der Einsatz einer Mutter Theresa, eines Albert Schweizer, eines Nelson Mandelas – alles für die Katz, sinn- und wert-los? Das kann ja wohl nicht sein. Da kann man sich (und allen anderen) ja gleich die Kugel geben.
A: Alles ein Herumschieben im Samsara, der Welt der Formen und Illusionen... Wer ist es, der etwas verändern will? Das solltest du dich fragen.
E: Aber das tue ich ja die ganze Zeit, z.B. letzte Woche auf einem Retreat. Ich dringe dabei ständig tiefer in meine Ich-Raum ein, und ich kann dir sagen – das ist spannender als jederKrimi, erschreckender als jeder Horror Trip, und schöner als jede Sinneswahrnehmung...
A: Alles nur Schatten auf dem unbefleckten Spiegel. Wer ist es, der diese Schatten sieht?
E: (aufgeregt) Alles nur Schatten– du und ich und die ganze Welt...?
N: Liebe Freunde, Augenblick mal...
E, A: Nondu, wo kommst du denn her?
N: Aus der Leere –
A: Aha!
N: ... und aus der Fülle
E: Aha!
N: Form ist nichts anderes als Leere –
A: Sag ich doch!
N: UND Leere ist nichts anderes als Form -
E: Sag ich doch!
N: ...beides gehört zusammen, und war nie voneinander getrennt.
A, E: Und warum sieht es dann so aus?
N: Weil sonst das Spiel keinen Spaß macht. Erst muss etwas verloren und wiedergefunden werden – das Finden ist der Spaß – auch wenn es keine Suche und kein Finden gibt - aber dieses Happy End kommt erst am Schluss, wie in jedem guten Film.
A, E: Und wann hat dieser schrecklich/schöne Film begonnen?
N: Jetzt, und jetzt, und jetzt...
A, E: Und wann ist er zu Ende?
N: Jetzt, und jetzt, und jetzt.
Quelle: AK-Ken Wilber Rundbrief 2, 2005