In den im Sommer 2002 bei www.shambhala.com veröffentlichten "Excerpts from Volume 2 of the Kosmos Trilogy" erläutert Wilber in "Part V. Integral Methodological Pluralism" (im Auszug A) beispielhaft für alle vier Quadranten, wie eine methodische Untersuchung jeweils für jeden Quadranten aussieht.

 Einführung

Ich glaube, wir haben nun genügend Hintergrundinformationen, um einen schnellen Streifzug durch einige der allgemein verbreiteten Methodologien zu unternehmen, welche die verschiedenen Dimensionen von Holons beleuchten, inszenieren und hervorbringen. In jedem dieser Fälle - vom Empirismus zur Phänomenologie zur Hermeneutik zur Systemtheorie - können wir fragen, was wird durch die Injunktion dieser speziellen Untersuchung enthüllt oder hervorgebracht? Das heißt, was werden wir finden, wenn wir diese spezielle Untersuchung durchführen? Was zeigt uns diese Untersuchung? Und warum ist sie wichtig?

Dabei werden im Raum, der durch eine bestimmte Untersuchung geschaffen wird, verschiedene Dinge dargestellt und beleuchtet, einschließlich Geschehnisse der Vergangenheit, tatsächliche gegenwärtige Ereignisse, und zukünftige Möglichkeiten:

1. Wir haben schon über einige der wichtigsten gesprochen - und zwar können einige dieser Untersuchungen (wie Physik, Biologie, Entwicklungspsychologie, Systemtheorie, Ökologie) viele der erhaltenen Merkmale von vergangenen Tatsachen enthüllen, die immer noch in der Gegenwart als faktische Gegebenheiten wirksam sind, als Fakten welche den Interpretationen dieses Augenblicks vorangehen (seien sie auch unvermeidlich gefärbt durch die Interpretationen dieses Augenblicks, und hatten sie selbst auch - als sie erstmals als Fakten festgelegt wurden- ein intrinsisches Moment interpretativer Freiheit).

2. Einige dieser Untersuchungen (wie Hermeneutik, gemeinschaftliche Untersuchungen, Meditation, künstlerische Kreativität) können auch konkrete Ereignisse erhellen (bzw. Fakten-und-Interpretationen), die ihrerseits in diesem Augenblick emergieren..

3. Und - ebenso wichtig - können einige von ihnen verschiedene zukünftige Möglichkeiten enthüllen, die gerade emergieren, mit den ihnen eigenen wilden kreativen Ausbrüchen. Diese Emergenzen sind keine Gegebenheiten - derzeit ganz gewiss noch nicht - sondern sie treten soeben, gerade jetzt, in diesem Augenblick spielerischer Unbestimmtheit, ins Sein. Sofern irgendwelche dieser kreativen Emergenzen den Selektionsdruck in allen Quadranten überleben und dann in der Folge durch mehr und mehr Holons ihrer Kategorie wiederholt werden, dann können sie sich schließlich möglicherweise als Tiefenmuster und somit fest verwurzelte Kosmische Gewohnheiten sedimentieren, welche an alle Mitglieder dieser Kategorie in Zukunft weitergegeben werden.

Dies sind einige der Gelegenheiten, welche fürunsere gegenwärtigen Untersuchungsformen offen stehen. In einem wichtigen Anhang werden wir einige der andere Dinge diskutieren, die durch menschliche Untersuchungen entdeckt werden können (Dinge wie involutionäre Gegebenheiten, oder echte archetypische Muster, von denen durchaus angenommen werden kann, dass sie vor dem Beginn der Evolution bereits existierten). Siehe Grundlagenkonzept "Involution (und Evolution) Und erinnern wir uns daran,dass das, was wir jetzt erkunden, verschiedene Formen von Untersuchungen sind, oder Wege, wie wir nach Wahrheit, Bedeutung, Information, Gefühlen, Einsichten, gemeinschaftlicher Teilhabe und so weiter Ausschau halten. In allen Formen der Untersuchung, in allen Quadranten suchen wir nach etwas. Und so stellen wir die Frage: welche Art des Schauens oder der Untersuchung gibt es hier ? Und was bringt sie hervor? Unnötig dabei zu betonen, dass Untersuchung nicht die einzige Art menschlichen Fühlens, Wissens, Seins, oder Strebens ist - es ist einfach diejenige Form, welche für eine reproduzierbare Methodologie am zugänglichsten ist.

Schauen wir uns die Konturen einiger dieser Methodologien an, indem wir eine kurze, allgemeine, einfache Darstellung einiger der allgemein gebräuchlichsten Untersuchungen und ihre jüngere Entwicklung betrachten.

Untersuchungen Oben - Rechts (OR)

Die vielleicht einfachste Art irgendeiner Untersuchung ist die des sensorischen Empirismus
(welcher, theoretisch aufgebauscht, als Behaviorismus erscheint, und, noch mehr aufgebauscht, als Positivismus - ich werde sie generell gemeinsam behandeln). Sensorischer Empirismus besitzt außerdem - ausgehend von einer Reihe von einfachen Annahmen - in naiver Hinsicht die größte Anziehungskraft: Ich sehe sensomotorische Objekte da draußen; diese Objekte (und wahrscheinlich nur diese Objekte) sind real; und deshalb besteht wahres Wissen darin, das Verhalten dieser Objekte so sorgfältig wie möglich zu betrachten: das heißt, wahres Wissen besteht in einer genauen Landkarte eines vorgegebenen objektiven Territoriums.

Es ist nicht so, dass diese Annahmen in jeder Weise absolut falsch wären. Es ist so, dass, selbst wenn wir ihre wahren Aspekte anerkennen, sie lediglich ein nur sehr kleines Stück vom Kosmischen Kuchen ergeben. Doch die wahren Aspekte dieses Ansatzes (auf welche wir uns jetzt konzentrieren), drehen sich um folgendes:

In dem Versuch, den Standpunkt einer unparteiischen wissenschaftlichen Sicht von Objekten einzunehmen, erhelle ich die Dimension der dritten Person des In-der-Welt-Seins. Diese Dimensionen der dritten Person sind vorhanden, sie sind real, sie sind relativ objektiv (d.h., viele der Aspekte gegenwärtiger Ereignisse werden der Gegenwart als Whiteheadsche vergangene Ereignisse überreicht, faktisch vererbt oder aufgenommen durch diesen Augenblick. Aus diesem Grund wird ein Diamant Glas schneiden, und das war, ist, und wird so sein in einer prämodernen, in einer modernen und in einer postmodernen Kultur: so viel zur kulturellen Relativität) Diese Fakten sind einfach da, aber sie stehen weder für sich alleine, noch konstituieren sie eine Wirklichkeit getrennt von, oder unverändert durch, die anderen Quadranten und Dimensionen des In-der-Welt-Seins. Zum Desaster - und es erübrigt sich fast das zu betonen - kommt es dabei, wenn die Untersuchung dieses Quadranten (dem oberen rechten Quadranten) - bzw. die Untersuchung des objektiven Verhaltens sensomotorischer Ereignisse - als die einzige Art von Untersuchung angesehen wird, welche wahres Wissen enthüllt (eine unreife Annahme, die nur dann auftritt wenn ich - im Widerspruch zu der Fülle verfügbarer Evidenz - voraussetze, dass die einzigen realen Ereignisse sensomotorische Ereignisse sind - was zu einer Verabsolutierung des naiven Standpunktes unreflektierter Bewusstheit führt. ?Die Verneinung der Reflektion ist Positivismus? - Jürgen Habermas). Diese Blindheit ist einfach nur ein weiterer Fall von Quadranten- Absolutismus.

Dennoch ist die Untersuchung der dritten Person des Verhaltens der sensomotorischen Dimension von Holons ein wichtiges Werkzeug in jedem integralen Instrumentarium. Diese empirische Untersuchungsmethode erhellt die Dimension der dritten Person des In-der-Welt-Seins. Sie hilft daher entscheidend dabei mit, einige der faktischen Aspekte dieses Augenblicks zu enthüllen (d.h. die ererbten Formen der quadrantischen Vergangenheit, welche in diesem Augenblick immer noch aktiv sind UND die objektiven bzw. rechtsseitigen Korrelate des linksseitigen Bewusstseins und der Interpretationen, welche in diesem Augenblick auftauchen). Die Existenz dieses wichtigen Quadranten wird natürlich von den Postmodernisten geleugnet, doch nur deshalb, weil sie, wie wir sehen werden, selbst in einem Quadranten-Absolutismus verwickelt sind.

Wichtige Untersuchungen umfassen hier die meisten der Naturwissenschaften die sich auf das Verhalten von Individuen konzentrieren, wie Physik, Chemie, Molekularbiologie, Biochemie, evolutionäre/r Behaviorismus/Psychologie, Neurophysiologie, Neurowissenschaften, und Kognitionsw issenschaften. Wie begrenzt sie bei der Erfassung des Kosmos auch immer sein mögen, sie bilden doch einen wichtigen Eckstein eines jeden wahrhaft integralen methodologischen Pluralismus.

Untersuchungen Oben - Links (OL)

Die Untersuchungen oben - links, bzw. die Untersuchungen der Modi der ersten Person des In-der-Welt-Seins ist die für jeden Menschen am direktesten verfügbare Untersuchungsmethode: ich schaue einfach in meinen eigenen Geist [mind], mein eigenes Gewahrsein. Natürlich werden die Dinge dann sehr schnell kompliziert - was ich ?meinen eigenen Geist? nenne, ist zum Teil das Produkt von Kultur, sozialen Systemen, etwas unverdautem Essen, und was auch immer sonst noch (was lediglich wieder einmal bedeutet, dass kein Quadrant von den anderen getrennt ist). Dennoch ist ?Introspektion? in einer ihrer zahlreichen Formen nicht gänzlich ein illusionäres Spiel; ebenso wenig wie Empirismus und all die Untersuchungsmethoden der anderen Quadranten dies sind; sie kann viele wichtige Ereignisse enthüllen - Gegebenheiten der Vergangenheit, gegenwärtige Ereignisse, und zukünftige Potentiale - welche durch irgend eine andere Vorgehensweisen nicht enthüllt oder hervorgebracht werden.

Die einfach Tatsache ist, dass ich, wenn ich den Standpunkt einnehme, in mich hineinzufühlen, dann erhelle ich die Dimension der ersten Person des In-der-Welt-Seins. Was ich herausfinde, hängt natürlich von einem ganzen Bündel von Variablen ab, einschließlich - am wichtigsten - sowohl von den Wellen des Bewusstseins, wie auch von den Strömen des Bewusstseins, in die ich mich hineinfühle. Die generelle Untersuchung der ersten Person steht jedoch hinter einer Vielzahl wichtiger Methodologien quer über das gesamte Bewusstseinsspektrum - einschließlich verschiedener Arten der Meditation und Kontemplation, introspektiver Psychologie, psychoanalytischer Bestrebungen, schamanischen Reisen, der Phänomenologie der Aufmerksamkeit, Traumanalyse und Körperarbeit.

Die meisten der Konflikte zwischen Ansätzen in diesem Quadranten drehen sich darum, welche der vielen Bewusstseinsebenen die einzig wahre Bewusstseinsebene ist - ein Fall von - wie wir sehen werden - Wellen-Absolutismus, und nicht Quadranten-Absolutismus. Und wir werden ebenso eine hitzige Debatte unter den Theoretikern finden, die glauben, dass nur ein Strom in diesem Quadranten wirklich real ist - z.B. diejenigen, die glauben, dass der Piagets kognitive Strom oder Graves? Wertestrom, oder der Vipassana Meditationsstrom der einzig wirkliche tiefe Strom ist, demgegenüber alle anderen nur Oberflächenströmungen darstellen - ein Beispiel für Strom-Absolutismus.

Dessen ungeachtet ist die Phänomenologie der ersten Person in ihren vielen Formen - spirituell, mental, körperlich - ganz frei von jeder Art von Wellen- oder Strom- oder Zustands- oder Typen-Absolutismus, sie ist eindeutig eine wichtige Ressource in jedem integralen methodischen Pluralismus...

Untersuchungen Unten-Rechts (UR)

Natürlich sind sowohl die Untersuchungen oben - links, als auch die Untersuchungen oben - rechts in einer Hinsicht naiv. Sie tendieren beide zu der Annahme, dass Individuen für sich stehen. Ich schaue in meinen eigenen Geist (OL), und nichts was ich dort sehe, sagt mir, dass diese Inhalte von meiner Kultur zutiefst geformt, ja manchmal sogar von ihr erschaffen wurden. Und ich betrachte objektive Dinge dort draußen (OR), und sie erscheinen mir als reale Objekte, welche aus sich selbst heraus existieren - nichts in meinen Sinnen sagt mir, dass sie ein intrinsischer Teil von größeren Ganzen sind.

Der erste Schritt über den Standpunkt des naiven Individualismus hinaus erfolgt allgemein (und erfolgte historisch) durch das Verständnis, dass der sichtbare Organismus (OR) intrinsisch mit der sichtbaren Umwelt (UR) in Systemen von gegenseitiger Interaktion verbunden ist. Mit anderen Worten, ein differenzierter Nachvollzug des sensomotorischen Verhaltens einzelner Objekten zeigt (in einer umfassenderen Wahrnehmung) sehr bald, dass individuelle Objekte systematischen Verhaltensmustern folgen, die durch nichts in den individuellen Objekten selbst gegeben sind. Individuelle Objekte scheinen zu größeren Systemen zu gehören, welche zu einem gewissen Grad das Verhalten dieser Objekte regeln, die Komponenten des Systems sind. Die Evolution eines individuellen Organismus zum Beispiel kann nicht getrennt von dem ökologischen System, in das es eingebettet ist, verstanden werden. In gewisser Weise existieren individuelle Organismen nicht aus sich selbst heraus; was tatsächlich existiert, ist ein Organismus-Umwelt System, ein ökologisches Gewebe - selbst wiederum eingebettet in noch größere Gewebe - und es ist ein Verständnis dieser Systeme und Gewebe, welches bedeutendes Wissen schafft. Und daher ist es nicht das Verhalten von Objekten, sondern das Verhalten von Systemen, welches im Blickpunkt dieser Untersuchungsmethode steht.

Historisch betrachtet resultierte aus dieser Perspektive vielerlei, vom Entwicklungsstrukturalismus, zur genealogischen Anthropologie, zur evolutionären Systemtheorie, zu den ökologischen Wissenschaften, und den Gewebe-des-Lebens Theorien bis zu der großen Bandbreite der dynamischenSystemtheorien (von Kybernetik, zu allgemeinen Systemtheorien, zu Funktionalismus, zu Chaos- und Komplexitätstheorien). All dies sind immer noch im wesentlichen wichtige Untersuchungen der dritten Person, doch jetzt durchgeführt mit einem Augenmerk auf den Plurale und das Kollektive, anstatt auf das Singuläre und Atomistische. In der Systemtheorie findet man keinerlei Berichte der ersten Person über Verlangen, Gefühle, Visionen, Dichtung, Träume, satori, und so weiter (jedenfalls nicht in ihren eigenen, nicht-reduktionistischen Begriffen); und man findet ebenso keine authentischen (bzw. nicht-reduktionistischen) Berichte der zweiten Person von gegenseitigem Verstehen, Hermeneutik, gemeinsam geteilten Sichtweisen; noch irgendeinen inneren Bericht über Bewusstseinszustände, Bewusstseinsstufen, Bewusstseinströme und so weiter. Manchmal werden diese Dinge anerkannt, doch sie alle werden in dynamischen Systemen miteinander verwobener Es-heiten auf ihre äußere Erscheinung reduziert. Trotz der Versuche einer Einführung einer ?weichen Systemtheorie? sind die große Mehrheit der einflussreichen System-Ansätze - beginnend mit Bertalanffy und weiter über Parsons und Merton zu Maturana, Luhmann, Prigogine, Goertzel, Warfield, Laszlo, Wolfram - alle überwiegend Formen der Untersuchung der dritten Person Plural, welche, sofern sie von jeglicher Form von Quadrant-Absolutismus befreitsind, eine entscheidende Ressource in jedem integral methodischen Pluralismus darstellen. Wenn ich mich - mit anderen Worten - in systemtheoretischen Untersuchungen betätige, erhelle ich die dritte Person Plural Dimension des In-der-Welt-Seins. Diese Dimensionen sind real, es gibt sie, und sie stellen - genau so wie es die Systemtheorie behauptet - relativ objektive Fakten über Systeme in der Welt dar. Sie enthüllen den unteren rechten Quadranten, bzw. die objektive Dimension kommunaler Holons.

Die tonangebenden Schulen der dynamischen Systemtheorie anerkennen, dass der Organismus Oben-Rechts nicht nur einfach seine vorgegebene Umwelt Unten-Rechts reflektiert, sondern diese eher inszeniert und mit erschafft (das Inszenierungs-Paradigma). Dies ist sicher wahr; doch es ist immer noch ein Zugang in der dritten Person zu diesen Wirklichkeiten ... Dies macht autopoetische Theorien nicht ungültig, es stellt sie lediglich in den größeren Zusammenhang eines integralen methodologischen Pluralismus.

Alle diese interobjektiven Ansätze - es gibt buchstäblich Dutzende andere - erschließen die Tatsache, dass alle Holons einen unteren rechten Quadranten haben, ein holistisches Gewebe von sich gegenseitig durchdringenden Mustern durch Zeit und Raum, welche aus einer Perspektive der dritten Person heraus beschrieben werden können - und welche - obgleich weit davon entfernt, die ganze Geschichte zu sein - einen entscheidenden Aspekt einer integraleren Sicht darstellt.

Untersuchungen Unten - Links (UL)

Historisch betrachtet, und im direkten Gefolge der Erkenntnis, dass individuelle Organismen nur als untrennbare Aspekte eines Gewebes ökologischer Interaktion existieren, wurde entdeckt, dass solche interobjektiven Gewebe tatsächlich auch eine Innerlichkeit haben, welche sich nicht auf die Gewebe selbst reduzieren lässt oder durch diese selbst erklärt werden kann. Das bedeutet, soziale Systeme (Es-heiten der dritten Person) besitzen tatsächlich Innerlichkeiten der ersten und zweiten Person, die sich einer Entdeckung durch die ökologischen und durch die Systemwissenschaften entziehen. Schlimmer noch - die objektiven und interobjektiven Wissenschaften selbst erscheinen immer nur als ein untrennbarer Aspekt ausgedehnter Felder kultureller Interpretationen: Intersubjektivität berührt alle anderen Unternehmungen. Und so machte die moderne Systemtheorie Platz für den postmodernen Kontextualismus - von denen beide nun in einer avantgardistischen, integralen Theorie transzendiert und bewahrt werden.

Doch konzentrieren wir uns auf die große postmoderne Entdeckung: jedes Holon hat eine intersubjektive Dimension, jedes Holon hat einen unteren linken Quadranten. Darüber hinaus ist dieses intersubjektive Feld wahrhaftig nicht reduzierbar; es ist nicht irgendeine Art von Produkt der Interaktion von ursprünglich getrennten Subjekten, die irgendwie zusammen kommen, interagieren, und einen gemeinsam geteilten, intersubjektiven Horizont miteinander teilen. Es ist eher so, dass Intersubjektivität bereits vorhanden ist, von Anfang an, als ein intrinsischer Aspekt der tetra-Entfaltung von diesem und jedem Augenblick.

Selbst die evolutionären Wissenschaften unterstützen diese Schlussfolgerung, indem sie alle in der Tatsache übereinstimmen (selbst wenn sie diese selbst nicht erklären können), dass es keine Prototypen in der Evolution gibt. Wenn eine neue Spezies erstmalig auftritt - zum Beispiel die ersten Säugetiere - erscheint sie nie allein; was sich als erstes zeigt, ist eine ganze Population von Säugetieren. Und das macht Sinn, wenn man darüber nachdenkt. Damit eine neue Spezies erscheinen kann, müssen dutzende von erfolgreichen Hauptmutationen erfolgen. Die Wahrscheinlichkeiten, die dem entgegenstehen, dass so etwas geschieht, sind natürlich astronomisch; und schlimmer noch, die gleichen dutzenden Mutationen müssen ebenso in einem anderen Tier des anderen Geschlechts auftreten; und dann müssen diese zwei sich auf diesem großen Planeten finden, paaren, und ihre Nachkommen müssendann überleben und sich paaren - die Wahrscheinlichkeit, die dem entgegensteht, dass dieses alles geschieht, ist natürlich jenseits jeder Vorstellung, geschweige dennMöglichkeit. Nein, auf eine geheimnisvolle Art und Weise tauchen einfach komplette Populationen auf - und das bedeutet, dass das Innere und Äußere von Einzahl und Mehrzahl zusammen auf der Bühne erscheint: Die vier Quadranten tauchen simultan auf und tetra-evolvieren gemeinsam, wie wir es die ganze Zeit gesagt haben.

(Wie können komplette Populationen gemeinsam auftauchen? Welcher ?Mechanismus? steht dahinter? Die Antwort ist: Eros... Doch wie immer wir über das ?Wie? entscheiden, das faktische ?Was? besteht darin, dass das Innere und das Äußere der Einzahl und der Mehrzahl simultan auf der Bühne erscheint: die Quadranten tetra-evolvieren.)

Zu der Zeit, als die intersubjektive Dimension unten - links in selbst-reflexiven menschlichen Wesen zur Entfaltung kommt, sind ebenso ganze Arten von Untersuchungen entstanden, welche dabei helfen diese intrinsische Dimension des In-der-Welt-Seins zu inszenieren, zu enthüllen und zu erhellen. Führend unter diesen intersubjektiven Untersuchungsmethoden ist die Hermeneutik - die Kunst und Wissenschaft der Interpretation - in ihren vielen Formen. Natürlich existiert Hermeneutik in ihren prä-reflexiven Modi ?bis ganz hinab? - selbst Holons auf der subatomaren Ebene sind mit der Interpretation ihrer Umwelt beschäftigt. Signalsysteme und Austausch von Partikeln/Energie/Kräften existiert selbst auf den fundamentalsten Ebenen. Weil die kreative Neuheit der fundamentalsten Holons gegen Null geht (ohne jemals gleich Null zu sein), erscheint es irrtümlicherweise so, als sei die interpretative Freiheit auf den unteren Ebenen vollständig abwesend, wohingegen, wie Whitehead schon wusste, sie lediglich an ihrem Tiefstpunkt ist. Die intersubjektive Dimension der Evolution kann von ihren bescheidenen Anfängen in den fundamentalsten Holons (wie Systemen der proto-Wahrnehmung) zu ihren verfeinerten Formen in pflanzlichen und tierischen Signalsystemen (chemisch, biologisch, hormonell) verfolgt werden - aber bei allen geht es nicht nur um einen Austausch von Signifikanten in einem System der Syntax, sondern auch um ein Hervorrufen und ein Inszenieren von Signifikanten in einer gemeinschaftlich geteilten Semantik: die vier Quadranten erscheinen simultan auf der Bühne und tetra-evolvieren...

In menschlichen Wesen erscheint diese gemeinschaftlich geteilte Semantik als ausgedehnte Netzwerke kultureller Hintergründe, prä-reflexive geteilte Wahrnehmungen, gegenseitiges Verstehen, und sich überlappende Horizonte der Intersubjektivität. Diese gemeinschaftlich geteilten interpretativen Momente konstituieren einen wesentlichen Bestandteil nicht nur des gegenseitigen Verstehens zwischen Subjekten, sondern des Auftauchens der Subjektivität selbst: das ist die Essenz der großen postmodernen Entdeckung. Agenz ist immer Agenz-in-Kommunion, sowohl in ihren äußeren oder ökologischen Formen, wie auch in ihren inneren oder kulturellen Formen.

Die genaue Untersuchung der vielen Nuancen kultureller Intersubjektivität ist der entscheidende Faktor in den Methodologien des unteren linken Quadranten. Hermeneutik, gemeinschaftliche Untersuchungen, partizipatorischer Pluralismus und Handlungs-Untersuchungen sind einige wenige der vielen Modi dieser Inszenierung und Enthüllung. Der wichtige Punkt dabei ist, dass, wenn ich mich mit Hermeneutik und gemeinschaftlicher Untersuchung beschäftige, ich dann die Modi der zweiten Person des In-der-Welt-Seins erhelle. Diese Modi sind real, sie sind da, und sie sind ein entscheidender Bestandteil in jedem integralen methodologischen Pluralismus.

Alle diese intersubjektiven Ansätze - es gibt buchstäblich dutzende weitere - erschließen die Tatsache, dass alle Holons einen unteren linken Quadranten haben, ein holistisches Gewebe sich gegenseitig durchdringender Wahrnehmungen durch Zeit und Raum, welche aus einer Perspektive der zweiten Person (und ersten Person Plural) heraus erspürt und beschrieben werden können - und welche, wenngleich weit davon entfernt, die ganze Geschichte zu sein, ein wesentlicher Aspekt einer integraleren Sicht sind.