Vier Praktiken für einen schöpferischen Dialog in Unternehmen
Sie lesen in diesem Artikel
- warum die Kulturtechnik Dialog für die Entfaltung der Welt neu entdeckt wird
- was das mit Unternehmen und jedem von uns zu tun hat
- was Dialog von Debatte und Diskussion unterscheidet
- wie Sie durch vier Praktiken die Qualität des Dialogs revolutionieren können
Drei Gründe warum Dialog für Unternehmen essenziell ist
Dialogfähigkeit ist in unserer vernetzten Welt eine der elementarsten Kernkompetenzen für das langfristige Überleben von Unternehmen. Es gibt mannigfaltige Gründe dafür. Hier seien drei davon angeführt.
Grund 1: Die Digitalisierung
Grund 2: Die Transformation hin zur innovationsfähigen Organisation
Grund 3: Die unsichtbare Architektur des Denkens
Unternehmen als Egosystem haben ausgedient. In einer vernetzten Welt von heute agieren Unternehmen in Ecosystemen. Je besser sie darin sind, umso innovativer und erfolgreicher werden sie in Zukunft sein.
Grund 1: Die Digitalisierung
Die Makroebene – die Evolution der Gesellschaft
Digitalisierung hat mit Vernetzung und Kommunikation zu tun. Das ist offensichtlich.
In der Zukunftsstudie „Digitale Erleuchtung“ schärft der Soziologe und Systemtheoretiker Dirk Baecker[1] unser Bewusstsein dafür, dass sich die Gesetzmäßigkeiten einer digitalisierten Gesellschaft grundlegend von der funktionalen Rationalität der Gesellschaft, wie wir sie jetzt kennen, unterscheiden werden.
Das Netzwerk der Zukunft wird keine spezifischen Grenzen haben, „es agiert jederzeit irritierbar und verknüpfbar“. An die Stelle der klaren Ordnungen früherer Gesellschaften setzt er in der nächsten Gesellschaft „eine offene Ökologie: die Faszination der Komplexität als überraschende, potenziell flüchtige Ordnung“. Weiter führt er aus, dass Menschen und Organisationen neue Kompetenzen und Kulturformen brauchen werden, um sich mit diesen Herausforderungen zurechtzufinden.
Abbildung 1: Vier Epochen in der Evolution der menschlichen Gesellschaft mit ihren dominanten Kommunikationsmedien: Sprache, Schrift, Buchdruck, Computer (Quelle: Studie „Digitale Erleuchtung“, Zukunftsinstitut 2016)
Auch die „Global Digital Operations Study 2018” von Strategy&[2], einer PwC-Tochter, zeichnet eine zutiefst vernetzte Welt. Sie spricht von vier Ecosystemen, in denen digitale Champions aktiv sein müssen. Technologie-Ecosystem und Mitarbeiter-Ecosystem bilden dabei die Grundlage für das Betriebs-Ecosystem, um das Kunden-Ecosystem möglichst gut bedienen zu können. Sämtliche unternehmerischen Prozesse interagieren dabei mit dem Ziel der laufenden Weiterentwicklung der Ecosysteme.
Wie lässt sich also mit diesem irritierbaren Netzwerk und der überfordernden Komplexität von Ecosystemen umgehen? Welche Mittel können zu unserer Orientierung beitragen?
Ich bin überzeugt, dass es dazu jede Menge digitaler Kommunikationsmittel bedarf. Doch das allein wird nicht reichen, denn parallel zur äußeren Transformation unserer Kommunikation wird es notwendig sein, auch unsere inneren Fähigkeiten (unsere Unternehmenskultur und unser Bewusstsein) für diese Herausforderungen der Vernetzung zu schärfen. Ziel dabei ist es, dass wir als Menschen trotz all dieser Komplexität gut handlungsfähig bleiben und als Gestalter dieser Welt agieren.
Lassen Sie uns nach einem Blick auf die Gesellschaft auf die Entwicklung von Unternehmen schauen.
Grund 2: Die Transformation hin zur innovationsfähigen Organisation
Die Mesoebene – die Evolution von Unternehmen
Trends wie Post-Carbon-Gesellschaft, Sharing-Economy, New Work und Individualisierung setzen eine Entwicklung in Gang, in der soziale und ökologische Aspekte auf neuartige Weise zusammenwirken werden. Damit bedrohen diese Trends klassische Business-Modelle massiv. Aus Unternehmenssicht heißt das, mit Unsicherheit und zunehmender Dynamik umgehen zu können. Wandelkompetenz sollte idealerweise in die DNA der Organisation eingewoben sein.
Abbildung 2: Entwicklung von der klassisch-hierarchischen zur generativ-demokratischen Unternehmenswelt: Wandel von Grundwerten (Quelle: INU-Modell, Schallhart 2018)
Um innovative Business-Modelle entwickeln zu können, müssen Unternehmen ihren Wahrnehmungsraum weit über sich selbst hinaus ausweiten. Es muss ihnen gelingen, neben dem Optimieren von bestehenden Produkten und Dienstleistungen (im Exploit-Modus) auch Regeln zu brechen und radikale Innovation umzusetzen. Neben dem Exploit-Modus braucht es also den Explore-Modus, der das Neue sucht. Für klassisch aufgebaute Unternehmen bedeutet dies eine grundlegende Transformation hin zu generativen-demokratischen Unternehmen[3]. Neben einem strukturellen Wandel von einem hierarchischen Organisations- und Führungsmodell ist dazu auch ein profunder Änderungs- und Entfaltungsprozess kultureller Art notwendig.
Kulturelle Veränderungen in einem Unternehmen können zwar über strukturelle Anreize wie beispielsweise agile Organisationsmodelle gefördert werden, aber ein nachhaltiger kultureller Wandel muss vor allem über das Bewusstsein und die Herzen der Menschen gestützt werden.
Im Folgenden beschreibe ich, wie durch ein neues tiefes Verständnis der Kulturtechnik des Dialogs genau jene Qualitäten ausgebildet werden können, welche es für die Entfaltung unserer Welt braucht.
Grund 3: Die unsichtbare Architektur des Denkens
Die Mikroebene – die Evolution des Gesprächs
Dem Dialog wohnt das Prinzip der Partizipation und Entfaltung inne. Das sagt William Isaacs[4], Vordenker und führender Praktiker des Dialogansatzes.
Er folgt damit David Bohm, der Erkenntnisse aus der Quantenphysik auf den Dialog umgelegt hat. Bohm fasst seine Einsichten zusammen mit „Die Welt ist nicht nur da draußen, die Welt ist in uns“. So wie in einem Samenkorn schon der ganze Baum enthalten ist. Nicht nur das Samenkorn ist die Ursache für das Wachsen des Baums. Auch Luft, Wasser, Boden (die gesamte Umwelt) sind die Ursache, dass sich dieser Baum aus dem Samenkorn heraus entfaltet.
So verhält es sich auch mit uns Menschen, mit unserem Wissen und unserer Bewusstheit. „Ich bin in der Welt, und die Welt ist in mir“ formuliert das Isaacs prägnant. Wir partizipieren alle an einem impliziten Netzwerk des Denkens, an einer inneren Ökologie des Denkens.
Diese unsichtbare Architektur des Denkens können wir uns als Ecosystem dieser Welt vorstellen, das wir wohl nie ganz ergründenden werden.
David Bohm spricht in diesem Zusammenhang von einem „holographischen Paradigma“, das besagt, dass die Gesamtheit der Welt in unserem Bewusstsein ist. Wir und die Welt beeinflussen uns gegenseitig. In und durch uns entfaltet sich kontinuierlich ein implizites Potenzial.
Isaacs stellt klar, dass sich implizites Wissen nicht explizit machen lässt, denn implizites Wissen zeichnet sich dadurch aus, dass es dafür keine Worte gibt. Er sagt aber auch, dass wir implizites Wissen nicht ignorieren können, da es unser Handeln beeinflusst.
Wie können wir also an diesem impliziten Potenzial, diesem impliziten Wissen über die Gesamtheit der Welt andocken? Wie können sich Menschen in einem Unternehmen mit diesem Ecosystem verbinden, um gemeinsam Neues zu erkunden und die Zukunft zu erahnen?
Klar ist, dass es nicht mehr reichen wird, sich als einsamer Denker auf eine „Ich-Insel“ oder das eigene Egosystem zurückzuziehen. Es braucht Menschen, die sich darauf einlassen, vorbehaltlos gemeinsam zu denken und die bereit sind, sich der inneren Ökologie dieser Welt anzuvertrauen.
Möglich wird dies durch einen echten Dialog, der gemeinsames Denken ermöglicht. Ein Dialog bringt im Unterschied zu einer Debatte oder einer Diskussion radikal Neues (bisher nicht Gedachtes) hervor.
Mit Dialog vom Egosystem zum Ecosystem
William Isaacs erklärt in seinem Buch „Dialog als Kunst gemeinsam zu denken“[5] die Qualitäten von Debatte, Diskussion und Dialog. Er beschreibt damit auch den Unterschied zwischen den verschiedenen Gesprächsformen.
Unterschied zwischen Debatte, Diskussion und Dialog
Bei der Debatte (franz. débattre: (nieder-)schlagen) geht es darum, den anderen mit den eigenen Argumenten zu schlagen. Wenn X richtig ist, dann muss Y falsch sein. Isaacs bezeichnet die Debatte auch als unproduktive Diskussion. Ziel ist es, sich durchzusetzen, zu gewinnen. Unsere Aufmerksamkeit liegt darin, vorgefertigte Standpunkte und eigene Überzeugungen abzurufen (downlaoding), um sie möglichst schlagkräftig vorzubringen.
Diskussion bedeutet wörtlich „in Stücke schlagen“ (lat. discutere). In einer produktiven Diskussion findet ein Abgleich von verschiedenen Standpunkten statt. Fakten werden ausgetauscht und die Diskussionspartner versuchen, sich in den jeweils anderen hinein zu versetzen. Das kann im Hin und Her zwischen den Standpunkten zu einem produktiven Widerstreit werden. Wenn es gut läuft, wird nach einer fundierten Problemanalyse eine faktenbasierte Lösung gefunden. In einer Diskussion liegt unsere Aufmerksamkeit auf dem Faktischen. Uns ist nur ein bestimmter Ausschnitt der Wirklichkeit zugänglich. So wie mehrere Personen mit verbundenen Augen verschiedene Eindrücke von einem Elefanten erlangen – abhängig davon, ob sie ihn am Rüssel, am Ohr oder am Schwanz berühren. Mit dieser faktischen Wahrnehmung bleibt uns der Blick auf den Elefanten als Ganzes verwehrt.
In Debatte und Diskussion bleiben die Akteure mehr oder weniger in ihrer Gedankenwelt gefangen. Sie schaffen es nicht, ihr Wissen neu zu ordnen und gemeinsam Neues zu entwickeln. Isoliertes Streben nach Positionen und Verteidigen der eigenen Grenzen fördern ein einsames Denken.
Dialog bedeutet „Wir denken zusammen.“ Das Wort Dialog stammt aus dem Griechischen dia („durch“) und logos („Wort“ und „Sinn“). In der ältesten Bedeutung hieß logos auch „sich versammeln“. Ein Dialog ist also frei übersetzt ein Bedeutungsfluss unter Versammelten.
Im Dialog geht es nicht mehr um die eigene Position, sondern um ein gemeinsames Zentrum. Es sollen neue Möglichkeiten erkannt werden: Das Wissen der Dialogpartner wird neu geordnet. Neue Einsichten werden gewonnen. Die Wahrnehmung wechselt vom faktischen Modus zu einem empathischen oder gar schöpferischen Modus. Dialog basiert nach Isaacs auf einem Denken, das den ganzen Menschen mitsamt seiner Emotionen, seinem Körpergefühl, seinen Vorstellungen und seinen Charakter- und Wesenseigenschaften einbezieht.
Dialog hilft, die Gleichwertigkeit zu wahren. Es ist genug Platz für unterschiedliche Grundannahmen und Meinungen. Es geht nicht um bewerten, es geht um den Austausch. Die Grenzen der eigenen Wahrnehmung werden gesprengt. Dialog schafft einen gemeinsamen Bedeutungsraum, aus dem heraus Neues entstehen kann. Damit wird klar, welche wesentliche Rolle ein echter Dialog für lernfähige und zukunftsorientierte Unternehmen hat.
Abbildung 3: Entwicklung des Gesprächs: von der Debatte zum Dialog (Quelle: Schallhart 2018 inspiriert von Bernhard Frischmann, William Isaacs und C. Otto Scharmer)
Vier Praktiken auf dem Weg zu einem schöpferischen Dialog
Wenn wir bereit sind, uns selbst einem Dialog ganz zur Verfügung zu stellen, gibt es lt. Isaacs vier notwendige Praktiken, die einen echten Dialog ermöglichen:
- Artikulieren
- Zuhören
- Respektieren
- Suspendieren
Praktik 1: Artikulieren
Artikulieren heißt, die eigene Wahrheit unabhängig von anderen auszusprechen und die Vorschriften, wie man sich ausdrücken sollte, loszulassen. Es ist ein Sprechen mit dem Herzen, bei dem Menschen ihr Innerstes offenlegen, sich ganz und authentisch zeigen. Die Menschen sagen das, was sie sich wirklich denken. Es bedeutet, die Selbstzensur zu überwinden, ins Leere zu springen und das ausdrücken, was gesagt werden will. Es hat etwas vom Zauberwort „Abrakadabra“, das übersetzt heißt: „Ich schaffe, während ich spreche.“ Das ist magisch. Die eigene Sprache hat verändernde Kraft.
Die Formulierung der authentischen eigenen Sprache entspringt letztlich der inneren Ökologie unserer Welt, dieser unsichtbaren und impliziten Ordnung, und bringt die explizite Welt, die Außenwelt, hervor. Sie ermöglicht die Entfaltung des Potenzials, das in uns und um uns ist. Das Samenkorn ist nicht nur die Quelle des Baumes, sondern eher so etwas wie die Öffnung, durch die sich die Realität entfaltet.
Tipp:
Hilfreiche Frage: Was muss gesagt werden?
Praktik 2: Zuhören
Die schlichte, aber profunde Fähigkeit des Zuhörens steht im Zentrum des Dialogs. Es bedeutet nicht nur den anderen zuzuhören, sondern auch den Lärm im eigenen Inneren wahrzunehmen, zu akzeptieren und nach und nach loszulassen. Wenn wir still sind und den Lärm im eigenen Kopf zum Schweigen bringen und unser Herz aufmachen, öffnen wir uns der Gegenwärtigkeit mit all ihren Facetten.
Es ist notwendig, sich nicht nur auf das Reden, sondern sich auch auf das Zuhören vorzubereiten und inneres Schweigen zu entwickeln. Nur so haben wir die Möglichkeit, unvoreingenommen wahrzunehmen. Wenn wir es schaffen, losgelöst von den eigenen Neigungen, Meinungen und vorschnellen Schlussfolgerungen zuzuhören, befinden wir uns in einem achtsamen Zustand der Aufmerksamkeit und Präsenz ohne Widerstand und Zwang. In diesem Zustand können wir unmittelbar erfahren, dass wir an der Welt partizipieren. In Zustand wird es möglich, von anderen lernen.
Tipp:
Hilfreiche Frage: Bin ich ganz beim Sprecher oder deute ich seine Aussagen?
Praktik 3: Respektieren
Respekt bedeutet, den anderen in seiner Ganzheit zu sehen. Respekt ist nicht passiv. Respekt bedeutet erneut hinschauen. Der erneute Blick auf einen Menschen zeigt, wie viel wir übersehen haben. Respekt akzeptiert den anderen, egal ob uns das, was er denkt und sagt, gefällt oder nicht. Hinter jedem Menschen steht eine stimmige Geschichte, die ihn zu genau diesem Menschen gemacht hat. Es braucht eine Erkundung unter der Oberfläche.
Respekt lässt sich lernen, indem wir uns unablässig fragen: „Wie passt das, was ich höre, in ein größeres Ganzes? Wir gehen von der Integrität der Position eines anderen aus und sind uns bewusst, dass es unmöglich ist, diese ganz zu verstehen.
Das genuin Menschliche wird akzeptiert, es ist eine Begegnung auf Augenhöhe unabhängig davon, in welcher traditionellen Autoritätsbeziehung die Dialogpartner stehen. Indem wir das Potenzial einer anderen Person anerkennen, gewinnt sie an Ansehen.
Für diejenigen, die andere Standpunkte einnehmen, muss bewusst Raum geschaffen werden. Es braucht die Sicherheit, dass es okay ist, sich mit einer kontroversen Perspektive zu exponieren.
Bei all dem Respekt, den wir anderen zollen, ist es auch wichtig, dass wir uns selber respektieren. Das gilt insbesondere dann, wenn eine dargestellte Perspektive, unseren Ärger entfacht. Wir können davon ausgehen, dass das, was uns unter die Haut geht, auch etwas mit uns selbst zu tun hat. Die Schwierigkeit ist nur, das auch zuzugeben. Es gilt, solche tiefen Spannungen in uns zu akzeptieren, ohne sie zu intensivieren.
Tipp:
Hilfreiche Frage: Was kann mich der Mensch neben mir lehren, was weiß ich noch nicht?
Praktik 4: Suspendieren
Suspendieren heißt, inne halten und auftauchende Gedanken und Gefühle zur Kenntnis zu nehmen und zu beobachten, ohne zwangsläufig danach handeln zu müssen. Annahmen und Urteile werden in Schwebe gehalten. Suspendieren bedeutet auch, die Richtung zu wechseln, einen Schritt zurückzutreten und die Dinge aus einer neuen Perspektive zu betrachten. Das ist insbesondere dann eine große Herausforderung, wenn man sich schon auf eine Position festgelegt hat. Wir müssen uns gewissermaßen von unseren Gedanken re-identifizieren, denn nicht verhandelbare Positionen sind wie Felsen im Strom des Dialogs und verursachen Stau.
Durch den Abstand von der eigenen Perspektive und von Gewissheiten setzen wir jede Menge kreative Energie frei. Es wird möglich, auf die Möglichkeiten zu hören, die sich einfach daraus ergeben, dass man sich aufeinander bezieht. Kollektives Suspendieren bewirkt, dass eine Gruppe erkennt, dass sie sich nicht länger auf die Auswahl eines Standpunkts beschränken muss, sondern dass über den dialogischen Gesprächsfluss völlig neue Möglichkeiten entstehen können. Es geht darum, Ereignisse in dem Augenblick wahrzunehmen, in dem sie geschehen. Suspendieren heißt, die Verfertigung der Gedanken aktiv zu beobachten.
Tipp:
Hilfreiche Frage: Gibt es Situationen, in denen ich nicht in der Lage war, etwas aus einer anderen Perspektive zu sehen?
Fazit – Was können Unternehmen und Einzelne für einen gelingenden Dialog beitragen?
Echter Dialog ist das Mittel, um Veränderungen zu initiieren. Der Dialog bietet die Möglichkeit, etwas Neues zu kreieren, das über die Gedanken der einzelnen Beteiligten weit hinaus reicht. Für die Entfaltung von Unternehmen ist Dialogfähigkeit damit eine unverzichtbare Kernkompetenz.
Der Auftrag an Unternehmen lautet, angstfreie Resonanzräume für empathischen und schöpferischen Dialog zu schaffen. Räume, in denen die vertrauensvolle Erkundung der äußeren und vor allem der inneren Ecosysteme möglich ist, um so gemeinsam aus dem impliziten Wissen unserer Welt zu lernen und die eigene Transformation in generative Unternehmen voranzutreiben. Es geht darum, den reinen Exploit-Modus zu überwinden, Innovationen zum Durchbruch zu verhelfen und über neue Geschäftsmodelle zum Mitgestalter unserer Gesellschaft zu werden. Unternehmen, die lernen, im Einklang mit der unsichtbaren Architektur unserer Welt zu agieren, werden als Pioniere unserer Wirtschaftswelt langfristig erfolgreich sein.
Für gelingenden Dialog kann jede und jeder von uns etwas beitragen, denn ...
„Die Qualität der Aufmerksamkeit, die wir in eine Situation einbringen, bedingt die Art und Weise, wie Wirklichkeit entsteht und in die Welt kommt.“
C. Otto Scharmer, Professor am MIT, Erfinder des U-Prozesses
Es ist MEINE Entscheidung, wie ich in ein Gespräch hineingehe!
Quellen dieses Beitrags
Ich danke Bernhard Frischmann für seine geniale Keynote auf den Grazer Freiräumen 2018, die mich zu diesen Überlegungen inspiriert hat.
Die zentralen Gedanken zum Dialog sind dem Buch „Dialog als Kunst gemeinsam zu denken: Die neue Kommunikationskultur in Organisationen“ von William Isaacs entnommen. Das Buch ist für mich eine wunderbare Vertiefung für den Umgang mit Dialog im Rahmen meiner Arbeit mit dem INU-Modell und der Soziokratischen Methode.
[1] Zukunftsinstitut GmbH (2016): Digitale Erleuchtung, Studie von zukunftsinstitut.de, Herausgeber: Christian Schuldt
[2] Strategy& (2018): "Global Digital Operations Study 2018", PwC, http://t1p.de/864w (Zugriff 22.8.2018)
[3] Schallhart, Annemarie (2018): Neue Unternehmenswelt: Purpose driven und demokratisch, Artikel für Integrale Perspektiven 39/2018 und Blogbeitrag:
Teil 1 http://t1p.de/gjwn, Teil2 http://t1p.de/30u6 (Zugriff 24.8.2018)
[4] William Isaacs ist einer der führenden Dialogforscher unserer Zeit. Er unterrichtet am amerikanischen MIT (Massachusetts Institute of Technology) und hat zusammen mit Peter Senge und anderen den Dialog nach Bohm als Methode zur Etablierung einer „lernenden Organisation“ weiterentwickelt.
Klar ist, dass es nicht mehr reichen wird, sich als einsamer Denker auf eine „Ich-Insel“ oder das eigene Egosystem zurückzuziehen. Es braucht Menschen, die sich darauf einlassen, vorbehaltlos gemeinsam zu denken und die bereit sind, sich der inneren Ökologie dieser Welt anzuvertrauen.
[5] Isaacs, William (2011): Dialog als Kunst gemeinsam zu denken: Die neue Kommunikationskultur in Organisationen“, EHP - Verlag Andreas Kohlhage, 2. Auflage
Über die Autorin
Annemarie Schallhart
Mag.a, MBA Sustainability Management
Integrale Unternehmensentwicklerin, Certified Sociocracy Expert (CSE) für Organisationsberatung, CSR-Expertin, Life Coach. Als Begründerin des INU-Modells für Integral-Nachhaltige Unternehmensentwicklung ist sie Wegbereiterin für ein neues evolutionäres Unternehmertum. In ihren Beratungsprojekten begleitet sie Unternehmen bei der Implementierung von Methoden und Strukturen, die ganzheitlich-demokratisches Wirtschaften fördern. Sie forscht und publiziert zu integral-soziokratischen Zusammenhängen.
Website: www.schallhart.com
Die Medieninhalte und alle weiteren Beiträge dieser Homepage finanzieren sich über Euch, unsere Leser:innen.
Bitte unterstützt uns nach Euren Möglichkeiten – egal ob mit einer kleinen oder größeren Einzelspende oder einer monatlichen Dauerspende.