das CDF als konstruktivistischer Entwicklungsrahmen
ein Seminarbericht
Michael Habecker(alle tabellarisch aufgeführten Informationen und Abbildungen sind den Kursunterlagen Laske & Frischherz: Einführung in Tiefes Denken entnommen)
Am 6.12 und am 13.12. 2013 fand ein Teleseminar zum Thema Erwachsenenentwicklung mit Otto Laske und Bruno Frischherz statt, veranstaltet von der integralen Akademie (DIA) im Integralen Forum (IF). Nachdem wir uns schon im Rahmen von Buchbesprechungen und Artikeln mit der Arbeit von Otto Laske beschäftigt hatten (siehe hierzu die Ausgaben 38 und 40 des Online Journals), bestand nun Gelegenheit, in Form eines Teleseminars diese Arbeit näher kennenzulernen.Einführung und sozial-emotionale Entwicklung (6.12.)
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einer sozial-emotionalen Entwicklung (in Anlehnung an Kegan)
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einer kognitiven Entwicklung (in Anlehnung an Basseches)
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einer psychologischen Komponente (als ein psychologisches Profil)
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Sozial-emotional: Was soll ich tun und für wen?
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Kognitiv: Was kann ich wissen und was sind meine Alternativen?
- <pstyle="margin-bottom: 0.35cm; line-height: 115%">Psychologisch: Wie funktioniere ich im Augenblick?
3 auf Erwartungen anderer gegründet ‘Gemeinsame Welt’ Hypothese.
3(2) für Erwartungen und Gedankenvorgestellter anderer offen.
3/2 noch im Konflikt, aber weniger gebunden an eigene Bedürfnisse, Konfliktschlichtung zu S-3.2(3) beginnender Einfluss physischer und vorgestellter anderer.
2 Bedürfnisse und Wünsche regieren ‘Zwei-Welten’ Hypothese.
Die entscheidende Frage und das Hauptanliegen der Referenten ist dabei: wie kann ein derartiges Entwicklungsprofil von insgesamt 16 Stufen (von Ebene 1 bis 5) mit allen Zwischenstufen empirisch gemessen werden? Oder, anders herum gefragt, auf welcher Untersuchungsmethode und welcher Datenerhebung basieren diese (Zwischen)stufenbeschreibungen?
Die dafür eingesetzte Methodik ist ein Entwicklungsinterview, welches vorgestellt und auch von Laske anhand einer Coaching-Situation demonstriert wurde. Dieses Interview basiert auf einer Anzahl vorgeschlagener Themen (wie z. B. „Erfolg“), anhand derer ein Klient befragt wird. Der mehrstündige Dialogverlauf wird dann ausgewertet, woraus sich eine Einschätzung über den sozial-emotionalen Entwicklungsschwerpunkt eines Menschen ergibt, einschließlich einer Risikoeinschätzung (des Zurückfallens auf untere Stufen) und dem Aufzeigen von Chancen (für weitere Entwicklung).Notationstechnisch würde das sozial-emotionale Profil eines Menschen z. B. wie folgt dargestellt werden:
von S-4/3 {3: 6: 5}
Dies bedeutet-
Der Mensch ist auf dem Weg von der Stufe 3 zur Stufe 4 – gemeinschaftsorientiert zu autonom -, mit Entscheidungen hauptsächlich von der Stufe 4 aus.
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6 Dialog-Ausschnitte weisen auf den Entwicklungsschwerpunkt S-4/3, 3 Dialog- Ausschnitte auf eine tiefere und 5 auf eine höhere Stufe.
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Das Potential, auf einer höheren Stufe zu urteilen und zu handeln ist grösser als das Risiko eines Zurückfallens.
Schwerpunkt: Kognitive Entwicklung (13.12.)
Mit Erwähnung von Jean Piaget, der die kindliche Entwicklung untersucht hat, begann der zweite Kursabend mit dem Themenschwerpunkt Kognitive Entwicklung bei Erwachsenen.
Hierzu wurde folgendes Phasenmodellvorgestellt:
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Im Selbsthaus geht es um eigene Werte, Absichten und Pläne, den Lebensrahmen und die eigene Entwicklung.
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Im Aufgabenhaus geht es um Rollenintegration und Funktionen im Leben (zwischenmenschliche Rollen, Informations- und Entscheidungsrollen).
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Im Umwelthaus geht es um eine Situierung im Ganzen (Kultur, Beziehung zur Gesellschaft, Gruppenmitgliedschaften, Arbeitsteilung und Lebenswelten).
Prozess (P) – ständiger Wandel: Diese Denkform beschreibt, wie Dinge oder Systeme entstehen und wieder vergehen.
Kontext (K) – stabile Struktur: Diese Denkform beschreibt, wie ein Ganzes gegliedert oder wie ein Ding in ein größeres Ganzes eingebettet ist. Dazu gehören auch verschiedene Perspektiven auf das Ganze.
Relation (R) – Einheit in der Verschiedenheit: Diese Denkform beschreibt innere und äussere Beziehungen eines Systems und deren gemeinsame Grundlage.
Transformation (T) – Gleichgewicht und Weiterentwicklung. Diese Denkform beschreibt, wie ein System im Gleichgewicht bleibt und sich weiterentwickelt, eventuell über den Zusammenbruch des bisherigen Systems.
Zu jeder der 4 Klassen gehören jeweils 7 Denkformen, was zu insgesamt 28 Denkformen führt. Anhand dieser Denkformen wird dann ein transkribiertes Interview (oder auch ein Text) im Hinblick auf seine darin ausgedrückten kognitive Fähigkeiten untersucht.
- Kognitives Profil = [14, 19, 24; 48 (%)]
- Index für systemisches Denken = 48 (%)
- Diskrepanzindex = (4+10) : (3+5) = 14 : 8
Der Flüssigkeitsindex macht eine Aussage über die Fähigkeit einer Person, dialektische Denkformen zu verwenden und erlaubt eine Aussage darüber, wo sich die betreffende Person in ihrer Entwicklung hinsichtlich der eingangs erwähnten vier Phasen kognitiver Entwicklung befindet.
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Weiterführende Literatur und Links:
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Frischherz, Bruno (2013): Dialektische Textanalyse und Textentwicklung – Teile I und II.
http://www.zeitschrift-schreiben.eu/ -
Interdevelopmental Institute:
http://de.wikipedia.org/wiki/Constructive_Developmental_Framework
1 Dieser Einteilung folgt beispielsweise der Aufbau des Buches Integrale Ökologie.
2 Siehe dazu auch http://www.interdevelopmentals.org/pubs/Frischherz_Feedback_Self_reflection.pdf